Brunei – ein kleiner Ölstaat auf Borneo
Borneo bietet eigentlich keine wirklichen Attraktionen für Touristen. Die Stadt kommt, anders als z.B. Dubai, sehr bescheiden daher und nach dem großen Reichtum muss man erst ein bisschen suchen. Wenn man aber mal zufällig in einem Restaurant in Hong Kong mit zwei sehr netten Menschen an einem Tisch saß und diese in Brunei wohnen, dann wird auch hier ein Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis. Alan und Michelle, so die Namen der beiden, holen uns am Flughafen ab und fahren mit uns nach Brunei. Viel wissen wir eigentlich nicht über die beiden, denn bis auf das kurze Treffen in Hong Kong und unzählige E-Mails, gab es noch keine Gelegenheit. Doch schon auf der Fahrt stellen wir fest, dass uns schöne Tage erwarten, denn die beiden sind unheimlich nett und lustig. Das Land selbst ist sehr grün, und wir entdecken sogar zwei seltene Nashorn-Vögel direkt auf der Autobahn – im Dschungel sieht mal diese nur sehr selten so nah. Erstaunt sind wir auch über die „Sozialwohnungen“. Wer in Brunei keine Land und kein Haus hat, stellt bei der Regierung einen Antrag und bekommt dann keine Wohnung, kein Häuschen, sondern ein richtig großes Haus hingestellt, das er über 25 Jahre mit etwa 30-50 Euro pro Monat abbezahlt, danach gehört es ihm!
Ein weiteres Anzeichen des Reichtums ist, dass jede Familie etwa 3-5 Autos besitzt (bei Benzinkosten von etwa 30 Eurocent/Liter bzw. 18 Eurocent/Liter für Diesel, ist dies auch kein Wunder), darunter vor allem SUVs, normalerweise 1-2 Hausangestellte und manchmal sogar noch einen Fahrer. Die Leute sind aber trotzdem nicht abgehoben, wahrscheinlich weil es dort einfach normal ist.
Abends bekommen wir den ganzen Tisch mit Essen voll gestellt und dürfen mal wieder neue Sachen probieren. Dazu gibt es sogar noch ein Fläschchen Wein – so viel Luxus hatten wir schon lange nicht mehr. Der Wein wurde extra noch aus Malaysia importiert, denn in ganz Brunei gibt es keinen Alkohol zu kaufen. Später kommen noch die drei Kinder im Alter von 12, 10 und 8 dazu und es wird ein lustiger Abend, bis alle ganz müde ins Bett fallen.
Am nächsten Tag werden wir ein bisschen durch die recht unspektakuläre Stadt gefahren, wo es viele schicke Regierungsgebäude, unzählige Moscheen und sonst nicht viel mehr zu sehen gibt. Wir gehen zusammen mit Alan in einen offiziellen Shop für Computersoftware, in dem kein Programm mehr als 3 Euro kostet, denn es sind alles Raubkopien. Ein Museumsbesuch bildet den Abschluss unserer Stadttour. Zu sehen gibt es hauptsächlich Geschenke von Staatsoberhäuptern an den Sultan von Brunei. Aus Deutschland ist leider nichts dabei 😉
Michelle geht mit uns noch in den „German Shop“, wo zwei deutsche Ausreißer importierte Aldi- und Lidl-Produkte verkaufen. Wir unterhalten uns ein bisschen und erfahren, dass am Tag vor unserer Ankunft Guido Westerwelle in der Stadt war und die Ladenbesitzerin ihm die Hand schütteln durfte. Wir schauen uns die Produkte an ohne etwas zu kaufen, freuen uns aber schon darauf, das ein oder andere bald wieder essen zu können.
Am Nachmittag steht noch eine Bootstour auf dem Programm. Der Bootsführer muss zwischendurch noch seinen Sohn (eines von elf Kindern!) von der Schule abholen und wir sehen, wie die Schüler beim Verlassen der Schule ihre Rucksäcke und Fingernägel kontrolliert bekommen. Wenn letztere zu lang oder dreckig sind, bekommen sie einen Klaps auf die Hand und müssen den Fehler sofort beheben. Danach geht’s noch durch eines der Wasserdörfer und zu einer kleinen Fischzucht direkt im Fluss.
Wir sind ganz schön K.O., aber extra für uns wird heute noch gegrillt. Es gibt Hähnchen, Fischbällchen, in Bananenblätter eingewickelter Fisch und Rochen, Scampis, Würstchen, Krebs und zum Nachtisch gelbe Wassermelone. Wie es sich für Asiaten gehört, werden auch noch ein paar Kracher abgefackelt. Ich spiele mit den Kindern noch eine Runde Fußball und danach ist unser Tag in Brunei schon zu Ende.
Am nächsten Morgen müssen wir um 5 Uhr aufstehen. Es geht heute zurück nach Miri, wo Alan und Michelle zu einer Tempeleröffnung eingeladen sind und uns daran teilhaben lassen. Wir bekommen viel über die chinesische Kultur und Religion erklärt und schauen dem Treiben ganz gespannt zu. Die Leute sind sehr nett zu uns, lächeln uns an, schütteln uns die Hand und fragen woher wir denn kommen. Sogar der Bürgermeister und ein wichtiger Minister schütteln uns die Hand und unterhalten sich kurz mit uns. Die Presse schießt einige Fotos und kurze Videosequenzen von uns. Wir kommen uns vor wie Affen im Zoo, aber es ist lustig. Von den Eröffnungsreden verstehen wir natürlich kein Wort, folgen aber gespannt der Betonung und dem Wechsel der Lautstärke in der chinesischen Sprache. Gegen Ende werden noch die größten Räucherstäbe angezündet, die wir je gesehen haben.
Wir bekommen sogar noch etwas zu Essen und danach geht es wieder zurück nach Brunei. Dort angekommen, fallen wir alle erst mal ins Bett, denn es war eine kurze Nacht und bisher ein anstrengender, aber sehr interessanter Tag. Abends bekommen die drei Kinder von uns noch ein bisschen Deutschunterricht. Wir haben alle großen Spaß und sind danach ganz traurig, dass wir am nächsten Tag schon wieder weiterfahren. Die Zeit hier in Brunei war für uns wieder etwas ganz Besonderes und wir haben hier neue Freunde gefunden.