Myanmar – ein besonderes Land

Am 6. Februar 2012 · Kommentare deaktiviert für Myanmar – ein besonderes Land

Wie soll man ein Land beschreiben, das so anders ist, als alles was man bisher gesehen hat? Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. In einigen Orten gibt es mehr Pferdewagen als Autos, wie auch in Thailand und Malaysia scheinen sehr viele ein eigenes Moped zu haben, eigene Autos hat fast niemand. Die LKWs und Personentransporter kommen über das Baujahr 79 kaum heraus, damit erübrigt sich auch die Frage nach G-KAT, Partikelfilter und Umweltplakette in der Windschutzscheibe. Obwohl hier Rechtsverkehr herrscht, haben die Fahrzeuge das Lenkrad mal auf der rechten, mal auf der linken Seite. Die Busbegleiter dienen bei einem Rechtslenkerbus als „Überholauge“ und sagen dem Fahrer Bescheid, wenn er ausscheren kann. Auf den Straßen regieren das Chaos und der, der am lautesten, längsten oder am meisten hupt. In der ehemaligen Landeshauptstadt sehen wir nur an den ganz großen Kreuzungen Ampeln. Überall sonst gilt: wer zuerst kommt… Vielleicht ist das auch gut so, denn nirgendwo haben wir so viele Stromausfälle, manchmal mehrere pro Tag, erlebt.

Die Menschen in fernen Ländern sind anders und sie sehen auch anders aus 🙂 Die Männer und Jungs tragen hier beispielsweise Röcke und wenn sie einen anlächeln, sehen Sie aus wie Vampire. Das ist kein Scherz! Und man muss aufpassen, denn sie spucken ihr „Blut“ einfach überall hin, mitten auf die Straße, inklusive Ekelgeräusch des „Rotzehochziehens“. Diese rote Masse ist hier wohl so beliebt, wie es in Peru die Kokablätter sind. Es stinkt eklig, wenn jemand in unmittelbarer Nähe steht und es lässt die Zähne quasi verfaulen. „Betel“ heißt wohl die Mischung aus Pflanzenblatt, ein paar Krümeln Tabak und eben dieser besonderen Pflanze. Sie verfärbt den ganzen Mund rot. Nach dem Geruch zu urteilen, kann das unmöglich schmecken und wenn man die Zähne der Herren so betrachtet, hat man auch gar keine Lust es zu probieren. Bei den Mädels ist das Zeug zum Glück nicht so beliebt. Sie tragen meistens lange Röcke und ein farbig abgestimmtes Oberteil dazu. Alle haben schwarze Haare und meistens zum Zopf gebunden oder hochgesteckt. Ach ja und sie lassen die Haare so lange wachsen, bis sie verheiratet sind und dann schneiden sie sie kürzer.

Wie in vielen asiatischen Ländern gilt auch hier die weiße Hautfarbe als besonders schön. Deshalb ist man auf die Idee gekommen seine Haut vor der Sonne zu schützen. Neben Hüten und Sonnenschirmen haben die Menschen hier eine ganz bestimmte Paste, von der sie sich den Effekt unserer wunderbaren LSF 45 Sonnencreme erhoffen. Die Paste wird aus einer speziellen Holzsorte gewonnen. Dann wird sie je nach Geschmack im Gesicht verteilt um die Haut heller erscheinen zu lassen, sich vor der Sonne zu schützen und Falten zu verhindern. Manche sehen aus wie Clowns, weil sie einfach zwei große gelbe Punkte auf den Wangen haben. Andere schmieren sich das Gesicht komplett und ganz dick damit ein.

Was wir in diesem Land sehr vermisst haben, sind kulinarische Highlights. Zwar hatten wir einen guten Maissalat und auch die Tomatensalate haben gut geschmeckt, aber die gab es leider nicht überall. Ansonsten schmeckte das Essen eher fad, wenig gewürzt und war sehr fettig. Hinzu kommt, dass die Straßenstände auf Grund der „anderen“ Gerüche sehr stark von Fliegen frequentiert werden und man nicht so viel Lust darauf hat etwas zu probieren.

Am meisten belastet hat uns allerdings die Luft. Das ganze Land hängt unter einer riesigen Rauchglocke. Wir hatten zu keiner Zeit, an keinem Aussichtsplatz eine freie Sicht. Und das liegt nicht an irgendwelchen Seen oder hoher Luftfeuchtigkeit. Wir erklären es uns folgendermaßen: Eine Ursache sind Abgase von Bussen, LKW und Mopeds, dann kommt noch hinzu, dass viele Straßen noch nicht komplett asphaltiert sind und somit sehr sehr staubig. Eine weitere Ursache ist wohl vor allem die fehlende Energieversorgung und die nicht vorhandene Müllverarbeitungsindustrie. Für jede Mahlzeit muss ein Feuer gemacht werden, nicht nur in den Privathütten sondern auch in allen Restaurants und an allen Straßenständen und das sind wirklich viele. Falls sich dann die Menschen doch entscheiden, einen Teil des herumliegenden Mülls (der vorrangig aus Plastik besteht) mal beiseite zu kehren, dann wird er auch verbrannt. Alle, die die ehemalige DDR noch aus den Zeiten der vielen Schornsteine und W50`s kennen, die können sich ein ungefähres Bild machen. Es fällt schwer zu atmen und nach einem Tag an der Luft ist einfach alles dreckig und staubig. Nicht nur man selbst fühlt sich grau, man sieht es auch überall. Die Blätter der Bäume entlang der Straße sind staubig, sandig und grau.

Das von uns öfters erwähnte Problem mit den Unterkünften macht uns nach drei Wochen auch ganz schön platt. Abgesehen von dreckigen Zimmern, Bädern und Handtüchern hatten wir auch nur ein mal ein Zimmer, wo man aus dem Fenster schauen bzw. dieses öffnen konnte. An Ausschlafen war nie zu denken, denn entweder kam der Bus mitten in der Nacht an oder fuhr früh morgens los, oder aber es gab schon früh morgens eine solche Geräuschkulisse, dass man einfach aufwachen musste. Entweder war es eine Küche im Nebengebäude, Fahrzeuge oder Mönchsgesänge, die durch das ganze Viertel hallten.

Die Englischkenntnisse der meisten Einwohner reichten leider nicht aus, um über die aktuelle politische Lage zu sprechen. Da haben wir nur einen erwischt. Er erzählte uns, dass das ganze Land seine Hoffnung in Aung San Suu Kyi legt. Sie ist mittlerweile aus der Gefangenschaft entlassen worden und darf im Moment an einigen Entscheidungen mitwirken. Im April kann ihre Partei erstmals ins Parlament gewählt werden, aber die eigentliche große Wahl findet erst in vier Jahren statt und bis dahin wird wohl noch eine Menge Wasser den Yangon hinunter fließen. Und wenn sie dann noch lebt, so sagt man uns, wird sie bestimmt auch endlich Präsidentin werden.

Zum Schluss können wir sagen, dass auch in diesem Land alle Menschen sehr freundlich zu uns waren. Sehr angenehm ist auch, dass die Kinder, wenn sie „Hello“ rufen, es auch einfach so meinen. Man kann einfach lächeln, winken und dann freuen sich beide. Es hat uns niemand angebettelt, obwohl es sehr zu erwarten wäre. In den Hotels konnten einige sogar „Guten Tag“ und ein paar weitere Wörter auf Deutsch sagen. Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Als Tourist ist man hier noch einer von wenigen (unter vielen Franzosen) und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. Wir haben sogar Geschenke bekommen: Ein LKW Fahrer streckte im Vorbeifahren eine Mandarine aus dem Fenster, ein anderer schenkte und ein Stück Apfel und ein Hotelangestellter zwei kleine Anhänger zum Andenken an Myanmar.

Dieses Land würden wir nicht unbedingt für den Erholungsurlaub empfehlen. Wer jedoch eine kleine Zeitreise unternehmen will und sich traut auf jeglichen westlichen Standard zu verzichten, der wird hier sein Abenteuer finden können. In jedem Fall würde eine Atemmaske einiges angenehmer machen. So ganz können wir die überschwängliche Begeisterung anderer Reisender also nicht nachvollziehen. Es gibt definitiv schöne Flecken hier aber man findet kaum saubere Luft oder saubere Unterkünfte, was auf Dauer doch sehr anstrengend ist. Vielleicht geht es aber dem ein oder anderen so wie einem Franzosen, der uns auf die Frage, warum es ihm hier so gut gefällt folgende Antwort gab: „Ich bin ein großer Fan von Indien. Hier ist es genauso dreckig wie in Indien, und deshalb fühle ich mich hier sehr wohl.“

Na dann, Indien wir kommen bald!

 

Noch ein paar abschließende Kuriositäten:

Geldschein Unverständliches Busticket Müll DSC01449 MP3

Kategorie Myanmar

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