Ciudad del Este
Beim Betreten des Hotelzimmers stellen wir fest, dass dieses Hotel zu den Top 3 unserer teuersten Unterkünfte und zu den Top 3 unserer dreckigsten Unterkünfte gehört. Die Bettlaken sind zerrissen und alles ist verstaubt und verschimmelt. Wir fallen trotzdem ziemlich müde ins Bett.
Am nächsten Morgen wollen wir den Itaipú-Staudamm besichtigen, der 85% des paraguayischen Strombedarfs und 25% des brasilianischen Strombedarfs produziert. Was die Stromerzeugung angeht, ist dies das größte Wasserkraftwerk der Erde, von der baulichen Größe der Anlage her liegt es auf Platz 2, nach dem Dreischluchtenstaudamm in China. Doch als wir am nächsten Morgen aufwachen, regnet es wie aus Eimern und bis mittags schaffen wir es nicht nach draußen. Danach laufen wir ein bisschen durch diese hässliche Stadt und schauen uns an, warum hier so viele Menschen unterwegs sind. Die Ciudad del Este gilt als Einkaufparadies, besonders für Brasilianer, die hier gefälschte und Originalware erheblich günstiger kaufen können als im eigenen Land. Die Straße sind rechts und links mit Ständen zugestellt, an denen man jeweils entweder Essen, Unterwäsche, T-Shirts, Waffen oder Elektronikartikel kaufen kann. Die Einkaufszentren gleichen teilweise einer Lagerhalle mit Elektronikartikeln und man muss schon ganz genau hinschauen, ob es sich hier um Original- oder Fälscherware handelt. Wir kriegen schnell genug von den vielen Menschen und gehen in Ruhe etwas Essen. Wir verbummeln noch ein wenig Zeit in einem Internetcafé und gehen dann zurück ins Hotel. Dort möchten wir unsere zwei Nächte bezahlen, denn am nächsten Morgen wollen wir früh aufbrechen und dann endlich das Wasserkraftwerk besichtigen und anschließend nach Brasilien laufen. Der Mitarbeiter weiß natürlich nichts von dem uns versprochenen Rabatt und verlangt den Normalpreis von uns. Nach langem hin und her einigen wir uns schließlich auf einen Preis dazwischen, aber wir sind nun noch mehr froh, das Hotel endlich wieder verlassen zu können. Doch das war noch nicht der letzte Grund.
Als wir gegen halb zwölf gerade ins Bett gehen, stellen wir plötzlich einen verschmorten Geruch fest. Dieser wird innerhalb kürzester Zeit immer intensiver und so öffnen wir schließlich das Fenster und schauen auf die Straße hinunter. Es weht uns ein beißender Rauch entgegen und unten auf der Straße stehen schreiend Leute, die auf unser Hotel schauen und wild mit den Armen fuchteln. Wir können das Feuer zwar nicht sehen, aber wir denken in diesem Moment, dass das Hotel wohl brennen muss.
Innerhalb von2 Minuten sind wir wieder angezogen und haben all unser Hab und Gut in Rekordzeit in unsren Rucksäcken. Der Adrenalinspiegel steigt. Noch schnell unsere Handtücher nass gemacht, da wir nicht wissen, was uns im Flur erwarten wird und los. Im verrauchten Treppenhaus treffen wir auf einen Hotelmitarbeiter der uns erzählen möchte, dass wir ruhig im Zimmer bleiben können, denn es ist nicht das Hotel was brennt, sondern ein Imbissstand direkt davor und die Feuerwehr sei im Anmarsch. Da sich aber das ganze Hotel mittlerweile mit Rauch füllt, gehen wir natürlich trotzdem nach draußen und treffen gleichzeitig mit der Feuerwehr am Ort des Geschehens ein. Es ist tatsächlich ein Imbissstand, der direkt unterhalb des Hotels in Flammen steht. Direkt unter unserem Fenster.
Die Feuerwehr braucht eine Weile um die klapprigen Löschwagen bereit zu machen und das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Fett brennt bekanntlich gut und zusammen mit den anderen Sachen in so einem Imbissstand stinkt es fürchterlich. Sie schaffen es aber zu verhindern, dass die Gasflaschen explodieren – nicht auszudenken was da passiert wäre. Das Feuer ist zwar gelöscht, aber es raucht immer noch heftig und wir ahnen schon, dass wir nicht mehr in unser Zimmer können. Die Vermutung bestätigt sich bald und so verlassen wir nachts um halb eins das Hotel, ohne wirklich zu wissen wo wir hinsollen. Am Ausgang fängt uns dann wieder der Herr ab, der uns den Rabatt versprochen hatte und bietet uns ein Zimmer auf der Rückseite des Hotels an. Wir sind skeptisch, dass es dort wirklich besser sein soll, aber mangels einer richtigen Alternative schauen wir uns das Zimmer an. Es riecht tatsächlich etwas weniger nach Rauch und wir haben immerhin klare Sicht! Wir entscheiden uns, die paar verbleibenden Stunden hier zu verbringen legen uns wieder schlafen.
Am nächsten Morgen checken wir früh aus und nehmen den Bus zum Itaipú Staudamm. Wir kommen rechtzeitig zur zweiten Führung des Tages und bekommen erst mal ein kleines Filmchen zu sehen. Leider nur auf Spanisch, aber ein paar Sachen verstehen wir doch und die Zahlen sind beeindruckend. Danach werden wir mit dem Bus über das Gelände gefahren und die Bombardierung mit Fakten geht weiter. Selbst wenn wir alles verstanden hätten, wäre es unmöglich gewesen, sich dies alles zu merken. Wen es interessiert, kann bei Wikipedia oder hier mehr über den Staudamm erfahren.
Leider sind die Schleusen für überschüssiges Wasser heute nicht geöffnet und so gibt es eigentlich keine richtige Action am Kraftwerk. Die Fallrohre und die Dimension der ganzen Anlage sind trotzdem sehr beeindruckend. Nach 1,5 Stunden ist die Führung vorbei und wir machen uns auf den Rückweg in die Stadt. Wir werden auf der Straße von einem Busfahrer gefragt ob wir in die Stadt zurück möchten und so nimmt er uns als einzige Fahrgäste und umsonst in seinem Bus bis fast in die Stadt mit – wie nett. Wir nehmen für die letzten Kilometer noch einen anderen Bus, holen unsere Sachen im Hotel und laufen hinüber nach Brasilien. Wir sind froh, diese hektische, unschöne und leicht kriminelle Stadt zu verlassen.
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