Chiles Norden
Chile begrüßt uns zwar ohne Frühstück und mit unfreundlichem Busfahrer, dafür entschädigt uns das kleine Örtchen San Pedro de Atacama mit einem netten Hostel und wunderbarem Wetter. Kurze Hosen und Eisbecher sind für zwei Tage angesagt. Leider wurden unsere mühsam angeeigneten Spanischkenntnisse wohl an der Grenze beschlagnahmt. Wir verstehen die Chilenen kaum, denn sie sprechen sehr schnell, undeutlich, lassen Buchstaben weg und benutzen andere Wörter.
Die Touren, die vor Ort angeboten werden, zeigen nicht wirklich neue Landschaften nach unserer viertägigen Jeeptour. Auch hier gibt es Berge in unterschiedlichen Farben, Lagunen und viel Staub. Wir kaufen die Bustickets für das 12 Stunden südlich liegende Copiapó. Von dort aus wollen wir in den Nationalpark Tres Cruces, in dem man einige der höchsten Berge in Chile sehen kann. Wir entscheiden uns für eine Tagesbusfahrt, damit wir die Landschaft und insbesondere die trockenste Wüste der Welt, die Atacama-Wüste im Norden Chiles nicht verpassen. Gegen 8 Uhr beginnt die Fahrt. Erst einmal zwei Stunden Fahrt bis wir in den „richtigen“ Reisebus umsteigen dürfen. Aber das macht nichts, denn wir freuen uns schon auf die Panorama Sitzplätze im zweiten Stock 🙂 Umsteigen läuft problemlos und pünktlich 20 Minuten nach angesagter Abfahrtszeit fahren wir los. Nach einer Stunde Fahrt fragen wir uns zum ersten Mal, ob sich die Landschaft wohl nochmal verändern wird.
Nach 3 Stunden merken wir, sie tut es nicht. Man stelle sich einfach eine graubräunliche sehr trockene Gegend vor, durch die mittendurch eine zweispurige Straße führt, immer geradeaus. Gegen fünf Uhr am Nachmittag wird unser wunderbarer Bus immer langsamer. Wir fahren rechts ran: der Motor. Nach diversen Reparaturversuchen durch das fachkundige Personal steht leider fest, dass uns dieser Bus nicht mehr weiterfahren kann. Zwei drei Telefonate und rund eineinhalb Stunden später wird uns mitgeteilt, dass bald ein anderer Bus vorbeikommen und uns mitnehmen wird.
Der andere Bus kommt und nimmt uns mit. Wir müssen aber nicht zur Endhaltestelle, Santiago, sondern früher raus. Da es in Südamerika nicht üblich ist Haltestellen oder Busbahnhöfe mit deren Namen zu markieren, müssen wir bei jedem Stopp fragen. Langsam wird es unbequem, wir werden müde und hungrig. Wie gut, dass es auf einmal heißt: „Alle raus, es geht später weiter.“ Das später wird nicht näher definiert und wir sehen dabei zu, wie der Bus samt unserem Gepäck den Bahnhof verlässt. Etwas hilflos stehen wir in der Gegen rum. Beruhigend ist nur die Tatsache, dass die Landsleute von hier ebenfalls mit uns warten und das gleiche Ziel haben. Gerade als wir uns einen Hot-Dog kaufen wollen, kommt der Bus zurück und es geht weiter. Gegen 23 Uhr erreichen wir endlich Copiapó. Jetzt müssen wir nur noch eine Übernachtungsmöglichkeit finden. Die Straßen sind wie ausgefegt und nach vier Versuchen finden wir dann eine einheimische Herberge und fallen müde in unsere Schlafsäcke. Am nächsten Morgen laufen wir durch den netten Ort, über den nichts im Reiseführer steht und erkundigen uns über die Möglichkeiten in den Nationalpark Tres Cruzes zu kommen.
Die Enttäuschung ist groß, als wir erfahren, dass die Straße, aufgrund ungewöhnlicher Schneemassen zu dieser Jahreszeit geschlossen ist. Ein bisschen traurig suchen wir uns ein nettes Mittagslokal und beschließen, morgen weiter in den Süden zu fahren.
La Serena
La Serena, liegt fünf Stunden weiter südlich direkt am Meer. In einem Hostel unserer Wahl angekommen erfahren wir, dass leider keine Betten mehr frei sind, da gerade ein langes Wochenende ist. Heute Sonntag und Morgen Feiertag. Aber wir haben Glück und zwei Häuser weiter gibt es noch zwei freie Betten für uns. Es ist erst früher Nachmittag und wir machen uns auf Erkundungstour. Wir kommen uns ein bisschen vor wie in einer Geisterstadt. Niemand unterwegs, die Geschäfte alle geschlossen. Aber der Ort ist schön und seine Besonderheit sind die vielen Kirchen die es hier gibt. 29 an der Zahl, außerdem viele kleine Häuser, fast kein Müll und das Meer und die Berge in Sichtweite.
Womit wir schon beim nächsten Thema sind. Die Sicht. Diese ist in dieser Gegend wohl nur an 35-40 Tagen im Jahr schlecht. Genau aus diesem Grund ist diese Gegend berühmt für die vielen Observatorien mit riesigen Teleskopen. Ein absolutes Muss für uns ist also der Besuch einer dieser Sternwarten. Nur nicht heute, denn: Es ist bewölkt. Wir hoffen morgen auf besseres Wetter.
Es ist morgen und die Sonne scheint! Nur noch ein paar kleine Wolken sind in den Bergen zu sehen. Heute Abend wird es klappen! Bis dahin vertreiben wir uns ein bisschen die Zeit und fahren noch zu einem Aussichtspunkt einen Ort weiter.
Die Sternwarte Mamalluca
Mit einer Gruppe von 14 Franzosen und 2 Amerikanern beginnt gegen sieben Uhr abends unsere Tour. Es ist nur ein kleines Observatorium, aber trotzdem sind wir begeistert, was man mit 300-facher Vergrößerung so alles sieht. Die Ringe um den Saturn zum Beispiel, oder, dass ein Stern, den wir hier unten als einen einzelnen Stern sehen, in Wirklichkeit tausende Sterne sind, oder, wie man am „Kreuz des Südens“ die Himmelsrichtungen ablesen kann….Wir lernen natürlich noch ganz viele andere Sachen, aber das können wir nicht mehr alles aufschreiben. Für alle, die gerne Sterne gucken, gibt es eine wunderbare Software, die man sich unter www.stellarium.org runterladen kann. Viel Spaß dabei 🙂
Pisco Elqui – ein Name wie ein Schnaps
Auf die dringende Empfehlung zweier betrunkener Mädels, die bereits durch ganz Südamerika gereist sind, beschließen wir, dieses wunderbar und paradiesisch angepriesene Örtchen zu besuchen. Unser Reiseführer verheißt uns einen wunderbaren Ausgangspunkt für Unternehmungen in der Region. Über die Region zwischen dem Strandort La Serena und dem zwei Stunden entfernten Pisco Elqui muss man folgendes Wissen: Es ist ein sehr fruchtbares Tal in dem Unmengen von Papaya, Erdbeeren und vor allem die Trauben für den Nationalschnaps namens Pisco angebaut werden. Zudem gibt es einen großen Stausee in der Region. Das Tal verströmt eine besondere Stimmung, da es gerahmt wird von Bergen. Vorne von etwas kleineren, im Hintergrund sieht man die schneebedeckten Anden. Alles ist etwas grüner hier als in der Umgebung, was uns nach so viel Trockenheit gut tut. Weiter hinten Richtung Zielort wird es wieder trockener, rechts und links aus dem Fenster Pisco Felder soweit das Auge reicht. Wir fahren mitten durch das Tal und fragen uns, welche Art Ausflüge man wohl hier machen kann, wenn rechts und links die Berge steil nach oben ragen. Die Antwort darauf gibt uns der Mensch von der Fahrradvermietung, als wir endlich in Pisco Elqui ankommen. Er möchte uns gerne zwei Fahrräder vermieten. Dabei würde uns ein kleiner Transporter erst in das 20 km entfernte Örtchen am Ende der Straße fahren und von dort aus könnten wir dann mit dem Fahrrad zurück fahren und noch bei einer Pisco Destillerie eine Führung machen. Die Fahrradtour soll knapp vier Stunden dauern, inklusive Transfer und Destilleriebesuch. Also einfach unspektakulär und wir würden auch nicht mehr Landschaft sehen, als wir schon gesehen haben. Wir finden das alles sehr schade, sind uns aber einig, dass wir hier nicht länger unsere Zeit verbringen wollen. Dieser Ort ist bestens geeignet um im Sommer ein bisschen zu relaxen und zu entspannen. Es gibt vier Restaurants und zwei Bars im Ort, alles lässt sich innerhalb einer halben Stunde zu Fuß erreichen. Wir essen Eis mit Piscogeschmack und freuen uns auf das Abendessen und die Cocktails. Wir trinken den leckersten Pisco Sour unserer Südamerikareise. Soooo lecker. Natürlich wollen wir auch noch wissen wie das edle Tröpfchen pur schmeckt und dann gibt es noch eine Variante mit Erdbeeren. Ebenfalls sehr lecker. Gut angetüdelt laufen wir zurück ins Hostel und fallen früh ins Bett. Am nächsten Morgen geht es weiter in den Süden. Santiago steht auf dem Plan.
Und sonst so?
Chile unterscheidet sich ziemlich von den anderen Ländern, die wir bisher in Südamerika besucht haben. Die Menschen sehen wesentlich “westlicher” aus, es läuft quasi niemand in traditioneller Kleidung herum, die Infrastruktur ist besser, aber es ist auch alles viel teurer hier. Der Kontrast zwischen dem günstigen Land Bolivien und Chile ist doch sehr groß. Wir stellen schnell fest, dass wir für einen umfassenden Besuch der chilenischen Highlights zur falschen Jahreszeit hier sind. Strände, viele Nationalparks, Trecks und viele Outdooraktivitäten und natürlich die Weinanbaugebiete sind um diese Jahreszeit ausgestorben oder nicht machbar. Dafür könnte man hervorragend Skifahren oder Schneeschippen 😉 Daher werden wir Chile wohl recht zügig bis in den Süden durchqueren und dabei versuchen, noch das ein oder andere Highlight mitzunehmen. Es ist wirklich schade, aber wir müssen wohl zu einer anderen Jahreszeit nochmal wiederkommen.