Am 30. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für Iquitos – Belén Market
Der Empfehlung unseres Dschungelguides folgend, besuchen wir zusammen mit ihm den Markt in Belén, einem Stadtteil von Iquitos. Auf dem Markt hier wird alles verkauft, was einmal geschwommen, gekrochen, geschlichen, gelaufen oder geflogen ist. Wie jeder Marktbesuch in Südamerika ist auch hier wieder einiges geboten. Was nicht als Fleisch verkauft wird, wird zusammen mit zahlreichen Kräutern und Wurzeln in Flaschen abgefüllt und als Potenzmittel verkauft, welches auch noch sämtliche Krankheiten heilen kann und gut für die Prostata ist. An einem Stand dürfen wir ein kleines Gläschen aus einer der ca. 40 verschiedenen Flaschen probieren und fühlen uns sofort gestärkt und kerngesund. Andere Gläschen mit Delphinpenis, Delphinvagina und einem Schlangenkopf sind dann aber doch zu viel des Guten und wir gehen weiter.
Wir verlassen den Markt und laufen durch das sehr arme Viertel von Belen. Die Häuser hier sind alle zweistöckig, denn für ca. 5 Monate stehen die ersten Stockwerke unter Wasser und alles spielt sich in den zweiten Stockwerken ab. Die Straßen werden zu Wasserstraßen und der Ort wird zum Venedig Perus. Es stinkt ganz schön hier, denn überall liegt der Müll einfach auf der Straße. Wahrscheinlich wartet man hier einfach auf die nächste Flut in 4-5 Monaten, die schwemmt das ja dann alles wieder weg. Wir sind froh, dass wir mit zwei Einheimischen unterwegs sind…
Anschließend geht es mit dem Boot noch auf den Fluss Itaya. Hier sind die Häuser alle auf einer Baumstammkonstruktion gebaut, sodass diese bei Hochwasser schwimmen können. Im Moment sind aber die meisten auf dem Boden und nur die direkt auf dem Fluss gebauten Häuser schwimmen. Es gibt außerdem schwimmende Tankstellen, schwimmende Restaurants, eine schwimmende Disco und schwimmende Toiletten. Letztere dienen nur als Sichtschutz und alles landet direkt im Fluss, wo 10 Meter weiter ein Angler seine Rute ins Wasser hält! Vereinzelte Häuser stehen auch auf hohen Betonsäulen, was zu Zeiten des niedrigen Wasserstandes sehr bizarr aussieht. Nach etwa 20 Minuten ist die Bootstour vorüber und wir sind wieder einmal ein wenig schockiert, in was für Verhältnissen manche Menschen hier leben. Wir fahren mit dem Mototaxi zurück ins Hostel und verbringen den restlichen Tag mit Vorbereitungen für unseren Weiterflug nach Cusco. Dazu gehört auch, ca. 45 Minuten in der Bank anstehen, um die Flugtickets zu bezahlen. Man gewöhnt sich hier an einiges…
Am 25. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für 5 Tage Dschungelabenteuer
Pünktlich um 6:30 Uhr werden wir am Hostel abgeholt und zur Agentur gebracht. Dort lernen wir unseren persönlichen Guide kennen, der uns die nächsten 5 Tage quasi eine VIP Tour geben wird, da sich sonst keine weiteren Gäste mehr angemeldet haben. Marden stellt sich kurz vor und wir erfahren, dass er ein echtes Dschungelkind ist und 22 Jahre im Nationalpark gelebt hat. Wir beladen einen kleinen Kombi mit unserem Gepäck und dem Proviant für die nächsten Tage. Auf dem Weg sehen wir neben den unzähligen Mototaxis auch einiges von Flora und Fauna. Es ist tropisch warm, aber nicht zu heiß, wir sind gespannt auf das was da wohl heute noch kommen mag. Knapp zwei Stunden später kommen wir am Hafen von Nauta an. Ein Fischerdorf nahe dem berühmten Amazonasfluss. Am Hafen kaufen wir noch schnell zwei Regenponchos und Marden führt uns durch den kleinen Ort. Es gibt selbstverständlich einen Marktplatz an dem wieder alles verkauft wird, was man essen kann aber nicht will. Wir sehen zum ersten Mal einen Stand, der Krokodilfleisch verkauft.
Anschließend wird alles vom Kombi in ein kleines Boot verladen. Ungefähr zwei Stunden haben wir vor uns, bis wir an unserer Lodge ankommen. Wir sind von diesem Fluss begeistert. Er ist ewig breit und rechts und links gerahmt von tropischen Bäumen, die riesig hoch sind und zwischendurch gibt es Reisfelder und vereinzelt ein kleines Dorf. Wir lernen die ersten Dinge über diese für uns so exotische neue Welt. Der Amazonas hat seinen Ursprung hier in Peru, wo die beiden Flüsse Marañón und Ucayali zusammenfließen. Er kann an manchen Stellen bis zu 6 KM breit werden und fließt quer durch den Kontinent bis zum Atlantik. An der Stelle wo er entsteht, gibt es pinkfarbene Delfine, die wir in den nächsten Tagen auch noch sehen sollen.
Nach etwa eineinhalb Stunden erreichen wir diese Stelle und sehen bereits die ersten Delfine – welch ein Start für unsere Tour! Wir verlassen an dieser Stelle den großen Strom und biegen ab in einen kleinen Fluss, der direkt zur Lodge führt. Es wird spannend. Der Wasserstand ist bereits sehr tief und an einer Stelle liegt ein riesiger Baum mitten im Wasser und versperrt den Weg. An der linken Seite des Ufers gibt es aber eine kleine Lücke: wir müssen uns mal kurz ducken. Etwas später muss das Boot Schwung holen um über einen Baumstamm zu kommen, der kurz unter der Wasseroberfläche liegt.
Wir sehen die ersten exotischen Vogelarten. Sie sind wunderschön und anmutig. Sie haben prächtige Farben und wenn sie fliegen, haben die Flügel an der unteren Seite Muster oder sind andersfarbig bunt. Es gibt viele Adler und Falken zu sehen. Große und kleine Vögel. Marden gibt sich ganz viel Mühe uns alle Namen der verschiedenen Arten immer auf Englisch, Spanisch und in der Sprache der Urvölker zu sagen. Somit ist es für uns unmöglich die vielen Namen zu merken, da es einfach zu viel ist. Besonders zu erwähnen ist der „Jungle Turkey“, der Geräusche macht wie ein Hund, der angefangen hat zu bellen und dabei unterbrochen wird. Und der „Tuki Tuki“, er ist klein und leicht und seine Beine sind ganz dünn und lang. Während des Fluges gucken sie hinten raus, sehr lustig. Anschließend haben wir noch großes Glück und sehen eine kleine Affenherde, die sich von Ast zu Ast schwingt und die Bäume unsicher macht. Leider ist es fast unmöglich sie zu fotografieren, da sie einfach viel zu schnell sind. Das Boot hält an, doch wir sehen noch keine Lodge. „10 Minuten sind es noch zu laufen“ sagt uns der Guide. Ich begrüße, wie es sich gehört und angemessen ist, den Dschungel auf allen vieren. Ich rutsche im Matsch mit den Gummistiefeln aus und sorge für den ersten Lacher. Unser erster Dschungelspaziergang. Es ist sehr matschig und wir sind sehr froh um unsere Gummistiefel. Und dann kommt auch schon der erste und zum Glück bis zum Schluss auch der einzige negative Punkt auf unserer Tour. Die Moskitos! Trotz wilden Fuchtelns mit den Armen in alle Richtungen, schaffen wir es nicht ohne Stiche in die Lodge. Die Lodge ist schön gelegen an einem See. Es gibt acht Bungalows und die Anlage macht einen gemütlichen Eindruck. Es gibt überall Moskitonetze und in unserem Raum sind über den Betten zusätzliche Netze. Wir sind ganz allein dort. Nur noch zwei Gäste aus Kolumbien teilen sich mit uns das Revier. Kurz nach der Ankunft gibt es bereits Mittagessen. Wir staunen nicht schlecht, als wir direkt mal Piranha probieren dürfen. Schmeckt sehr lecker, aber ist nicht viel dran. Eher als Beilage oder Vorspeise geeignet.
Nach dem Essen geht es zur ersten Entdeckungsfahrt auf den See vor der Tür. Der See ist gerahmt von vielen Palmenarten, Gebüschen, Bäumen die groß und wild aussehen, deren Wurzeln heraus schauen, weil der Wasserstand so niedrig ist und es gibt so viele unterschiedliche Sorten. Alle mit Blättern, keine Nadelbäume. Wir sehen wieder Vogelarten, orangefarbene Schmetterlinge, riesige Ameisenbauten in den Bäumen und eine weitere Herde mit Affen. Dann plötzlich die Riesenüberraschung. Unser Guide ruft: „Oh look, a slow!“, wir denken uns erst nichts dabei, doch dann zeigt er wie wild auf einen der riesigen Bäume und will uns wohl sagen, dass da etwas ist das wir ansehen sollen. Auf den dritten Blick sehen wir etwas Graues mit Fell, können es aber noch nicht definieren. Das Boot fährt schnell an den Seitenrand und wir sollen aussteigen. Omar, der zweite Guide, der noch mit uns im Boot ist klettert wie ein kleiner Affe auf den Baum, um das fellige Wesen für ein Foto mit uns zu stören. Wir finden heraus, dass „Slow“ der Name für Faultier ist. Bevor wir nachdenken können, bekommen wir das kleine Wesen in die Hand gedrückt. Wir sind total überrascht, wie leicht es ist, obwohl es so schwer aussieht. Es bewegt sich kaum und wenn, dann nur in Zeitlupe. Es kommuniziert über ein Fiepen, das recht laut ist, aber es scheint nur einen Ton zu haben.
Wir sind sehr angetan und freuen uns über die vielen Entdeckungen am ersten Tag. Als wir zur Lodge zurückkommen, herrscht eine wunderbare Abendstimmung. Wir benutzen zum ersten Mal die herrliche Außendusche ohne Licht und mit kaltem Wasser (ja, auch im Dschungel ist kaltes Wasser sehr kalt), bekommen lecker Abendessen und fallen selig ins Bett. Die Geräuschkulisse der Tiere und Insekten klingt sonderbar. Man hat das Gefühl, dass da draußen noch ganz viele wach sind und sich gerade alle noch unterhalten oder Party machen. Es ist weniger laut als erwartet, aber ungewöhnlich, neu eben.
2. Tag
Das erste Frühstück im Dschungel. Herrlich, mit Blick auf den See. Wir lernen noch Myra kennen, den Lodge-Papagei, dann geht es los. Mit langen Hosen, langem Hemd und viel Mückenschutzmittel. Das natürliche Mittel im Dschungel, zeigt Marden uns bereits sehr schnell: Ein Termitenbau am Baum. Einfach die Kruste abmachen, dann die Hand drauf legen und innerhalb kürzester Zeit krabbeln ganz viele Termiten auf die Hand. Diese einfach zwischen den Händen verreiben und den Geruch auf allen rausguckenden Körperteilen verteilen. Riecht übrigens sehr angenehm nach frischem Holz. Wir sind aber bei der guten alten Chemie geblieben…
Auf unserem Ausflug sehen wir einen Hundertfüßer, von denen es hier sehr viele gibt. Ist gar nicht so eklig anzusehen und er rollt sich zusammen, wenn man ihn anfasst. Dann das Highlight der Bäume. Dieses Exemplar ist gute 50 bis 60 Meter hoch. Allein die Wurzel vor der wir stehen hat bestimmt 5 Meter. Der Weg ist abenteuerlich und wir sind arg damit beschäftigt immer nach unten zu sehen, da der Boden sehr uneben ist. Ein bisschen erinnern die vielen Blätter an einen Mischwald im Herbst, wenn alles matschig und rutschig ist. Unterschied ist natürlich, dass es gar keinen Weg gibt und Omar uns mit seiner Machete den „Weg“ erst einmal freimacht, oder wenn wir über dünne Baumstämme müssen uns die Hand hält und dabei selber tief im Wasser steht. Wir sehen riesige Ameisen, die noch riesigere Bauten am Boden haben und zu Tausenden kleine Blätter schleppen. Die Lieblingsfrucht der Affen ist rund, honigmelonengroß, riecht gut und ist für uns ungenießbar. Dann geht es zurück zur Lodge, Mittagspause. Anschließend fahren wir mit dem Kanu in ein kleines Dorf. Dort sehen wir wie die Dorfbewohner in einfachsten Verhältnissen leben. Es gibt Holzhütten auf Stelzen. Hühner und Enten dürfen frei herumlaufen, bis sie reif für den Topf sind. Die Kinder spielen mit Brummkreiseln aus Holz oder schauen schüchtern aus den Häusern als wir vorbei gehen. Die Schule hat vier Klassenräume, stand der Ausstattung etwa wie im Jahre 1950. Es gibt eine Stromleitung für das ganze Dorf, aber keine elektrischen Geräte, abgesehen von den Glühlampen. Ein Bild das wir so schnell nicht vergessen werden, ist eine Frau im Rollstuhl und vor allem der Rollstuhl. Wir lernen eine Familie kennen, die ein kleines Faultier als Haustier hat und dürfen es für ein Foto kurz halten. Nach den gesammelten Eindrücken geht es wieder ins Boot um Delfine zu beobachten. Es gibt sie wirklich, die rosafarbenen Delfine!!! Wir werden überrascht von vielen Delfinen, die am Flussdreieck schwimmen. Leider sind die Momente in denen sie mal springen so kurz, dass ein gutes Foto fast unmöglich ist. Dafür sind wir überwältigt von dem Anblick, den uns die drei Flüsse bei ihrer Zusammenkunft bieten. Am liebsten jede Minute ein neues Bild – so schön ist es hier. Der Rückweg zur Lodge ist ein einziger Tagtraum. Der vielen schönen Dinge aber noch nicht genug, ruft uns Marden nach dem Abendessen, weil ein Babykrokodil am Rand unseres Sees sitzt. Ruckzuck läuft einer der Lodge Mitarbeiter in die Dunkelheit und holt das Reptil ins Haus. Wir dürfen es anfassen. Fabian hält es nicht fest genug und der kleine kann sich für ein paar Sekunden losreisen und beißt ihm zum Dank prompt in die Hand. Gebissen vom Krokodil am zweiten Tag, welch ein Abenteuer!
3. Tag
Ausflug auf den Yarapa River. Was wir heute nicht wissen ist, dass wir den ganzen Tag im Boot sitzen werden. Leider tummeln sich auch nicht so viele Tiere am Flussrand wie auf dem anderen Fluss, aber auch dieser Ausflug lohnt sich. Wir sehen Papageien und zwar die ganz großen. Leider sind sie sehr weit weg und der Baum auf dem sie sitzen, ist weit und breit der Höchste. Trotzdem scheinen ihre leuchtenden Farben so sehr, dass unser Guide sie für uns entdeckt. Blaue und gelbe riesengroße Papageien in ihrer natürlichen Umgebung, unser Höhepunkt des Tages. Zum Mittag halten wir wieder in einem kleinen Dorf und unser Guide kocht uns Spaghetti. Auf dem Rückweg zur Lodge passieren wir wieder den Teil der Flüsse, in dem die Delfine sind und bekommen einen besonderen Anblick: Eine Gruppe von 5 bis 7 Delfinen schwimmt in die gleiche Richtung wie wir und erfreut uns alle Minuten mit ihrem Auftauchen. Wir fahren noch etwas länger hinter ihnen her als geplant und kommen im Dunkeln zurück zur Lodge. Während des Abendessens kommt Omar ganz stolz mit einem Skorpion an. Wir lassen unser Essen stehen und gehen mit raus. Nach dem Fotoshooting ist der Abend für den Skorpion leider gelaufen. Zu gefährlich für die Menschen auf der Lodge. Heute steht die nächtliche Flussfahrt auf dem Programm, um Krokodile zu beobachten. Ich habe bereits schon vorher die Hose voll und muss all meinen Mut zusammen nehmen, um mitzufahren. Mitten in der Dunkelheit geht es los. Der Guide hat eine Taschenlampe, die von einer Autobatterie betrieben wird im Kanu. Er leuchtet damit quer über den ganzen See. In ungefähr fünfzig Metern Entfernung erblicken wir die Augen eines Krokodils. Der Guide kann an den Augen die Größe des Reptils schätzen und tippt auf 3-4 Meter. Mein Adrenalinspiegel schnellt augenblicklich in die Höhe, denn ich stelle mir vor wie schnell das Vieh unser mickriges Kanu umwirft und lecker Abendessen hat… Die Jungs wollen näher ranfahren, ich lieber nach Hause in mein Bett. Wir sehen drei große Krokodile aus der Ferne, bis wir endlich den sicheren Hafen ansteuern. In diesem sicheren Hafen treffen wir noch auf ein kleines Krokodil, ca. 5 Monate alt. Wir wollen es aber nicht mehr anfassen und überlassen das Fotoshooting dem Guide. Für mich zur Beruhigung fangen wir noch zwei kleine süße Frösche, bevor es endlich wieder an Land geht.
4. Tag
Heute Vormittag steht wieder eine Dschungelwanderung an. Wir sehen leider keine neuen Tiere, bis auf einen schönen bunten Grashüpfer. Dafür entdecken wir einen Kakaobaum mitten drin und bekommen direkt eine Kostprobe der glitschigen Bohnen. Sehr lecker, hat aber mit Schokoladengeschmack nichts zu tun. Der kommt dann erst, wenn man die Bohnen trocknet. Zusätzlich sehen wir noch eine Liane, dessen Saft angeblich vor Krebs schütz. Unser Guide macht uns einen Ast ab und wir trinken die wasserähnliche Flüssigkeit. Sehr geschmacksneutral. Wir fragen wo der See mit den großen Wasserlilien ist und beide Guides wollen uns mit dem Kanu hinfahren. Dies soll die aufregendste Kanutour aller fünf Tage werden. Entlang unseres Sees durch Flusszweige, die eigentlich nicht mehr genug Wasser haben um mit dem Kanu durchzukommen. Oft ist der Weg durch umgefallene Bäume versperrt. Unsere Guides geben alles, sie ziehen das Kanu über Baumstämme, schlagen mit der Machete die Schlingpflanzen weg und landen selbst so oft im Wasser, dass es uns schon fast unangenehm ist, dass wir nach den Lilien gefragt haben. Leider schaffen wir es trotz aller Bemühungen der beiden nicht, da das letzte Stück des Weges komplett von Bäumen versperrt ist. Es geht zurück zur Lodge, wir müssen unsere Sachen zum Zelten packen. Es geht zwei Stunden zu Fuß durch den Busch, über Flüsse, die natürlich keine Brücke haben und daher mal eben ein Baum für uns umgehauen wird, durch Matsch, über Baumstämme und ewig verfolgt von den Moskitos. Wir erreichen um kurz vor sechs den Zeltplatz, gelegen an einem schönen See. Die Jungs bauen fix alle drei Zelte auf und bereiten uns unser Abendmahl zu. Zwischen sechs und acht Uhr gibt es die meisten Moskitos, weshalb wir erst nochmal eine Stunde im Zelt verbringen und dann zur Nachtwanderung losgehen. Mir graut es vor Ungeziefer, Spinnen, Schlangen und allem, was da wohl noch so leben mag. Ich werde überrascht. Nur eine Tarantel und sonst nur kleinere Spinnen. Der große Frosch nachdem wir gesucht haben, zeigt sich leider nicht. Gebettet auf Palmenblättern und einer Schaummatratze nächtigen wir mitten im Dschungel. Die Geräuschkulisse wird an diesem Platz von den Fröschen dominiert und aus der Ferne hören wir rhythmisches Klopfen aus einem kleinen Dorf. Es hätte für uns beide die schönste Nacht im Dschungel werden können, leider war sie das für mich nicht. Während Fabian selig schläft werde ich gequält von allen Moskitostichen, die ich mir bis jetzt eingefangen habe. Mein rechtes Bein ist komplett zerstochen, links auch ein paar, die Arme, die Hände, das Gesicht. Die warme und schwüle Luft lässt alles anschwellen und gleichzeitig anfangen zu jucken. Ich quäle mich ein paar Stunden, bis ich vor Erschöpfung einschlafe und ein paar Stunden Ruhe finde. Mein spezieller Dank an dieser Stelle gilt den Markenherstellern Fjäll Räven und Grashopers für die moskitofeste Kleidung, die sie mir für teures Geld verkauft haben.
5. Tag
Am Morgen geht es um 5:30 Uhr wieder zurück zur Lodge. Wir genießen die kalte Dusche und das letzte Frühstück und sind gespannt auf unsere letzte Aktivität. Wir sollen Angeln und zwar Piranhas. Mitten auf dem See packt Marden die Köder aus: Innereien vom Hühnchen. Sobald er etwas ins Wasser wirft, kommt auch schon etwas angeschwommen und freut sich. Das Wasser ist sehr trüb und man kann den Köder nach zwei Zentimetern unter der Oberfläche nicht mehr sehen. Erst will ich nicht mitangeln, aber dann wird es schnell langweilig als einzige im Boot nichts zu tun. Ich bitte Marden um eine Angel, bestehend aus einem Stock mit einem Faden dran und werfe sie aus. Bereits nach ein paar Sekunden zupft etwas an der Angel. Nach etwa 5 Minuten hab ich den ersten Piranhafisch an der Angel! Als erste! Fabian folgt dicht und wir liefern uns ein Wettangeln. Nach zehn Piranhas machen wir kehrt, damit sie noch zum Mittagessen zubereitet werden können. Sind natürlich nicht alle für uns. Gestern kamen acht andere Touristen und bekommen sie heute genauso, wie wir sie am ersten Tag bekommen haben. Direkt nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Rückweg. Ein bisschen traurig schon fahren zu müssen, weil die Zeit so schnell verging, aber auch sehr bereichert von all den Dingen die wir sehen durften. Es ist bemerkenswert wie einfach die Menschen hier leben und wie kreativ sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln umgehen. Fast jeder Gegenstand wird hier zu einem Multifunktionswerkzeug und sei es nur eine Plastiktüte oder ein Paddel, welches auch als Anker, Tisch, Spaten oder zum Entfernen des Wassers im Kanu dient.
Als krönenden Abschluss unserer Tour gönnen wir uns abends in der Restaurantempfehlung unseres Guides noch den besonderen Fisch namens Paiche und Krokodilfleisch – beides war sehr lecker!
The Jungle Rocks!!
Am 24. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für Iquitos
Mit unseren Flügen hat alles bestens geklappt und so landen wir nach einer kurzen Zwischenlandung in Iquitos, einer Stadt mitten im Amazonasgebiet und wohl die größte Stadt auf der Welt, die nicht über eine Straße zu erreichen ist. Schon der Flug, zunächst über trockene Berge, vermittelt uns schließlich einen ersten Eindruck des riesigen Regenwaldgebietes. Kaum steigen wir aus dem Flieger aus, schlägt uns das heiß-schwüle Wetter entgegen. Das bestellte Taxi unserer Unterkunft ist zwar nicht da, aber zahlreiche Mototaxifahrer bieten uns ihre Dienste an. So fahren wir auf drei Rädern in die 500.000 Einwohner Stadt, in der es unterschiedlichen Aussagen zufolge zwischen 30.000 und 50.000 Mototaxis gibt. Wenn die Ampel rot ist, warten an einer Hauptverkehrsstraße gerne mal 20-30 davon, dass es endlich wieder grün wird. Dazwischen drängeln sich noch Mopeds, das zweite Hauptverkehrsmittel der Stadt, das locker eine ganze Familie transportieren kann.
Nachdem wir im Hostel eingecheckt haben, machen wir uns auf die Suche nach einem Anbieter für Dschungeltouren, wobei es uns mehr vorkommt, als ob diese uns suchen. Ständig werden wir auf der Straße angesprochen, jeder möchte uns irgendwo hinschleppen und sogar die Mototaxifahrer haben immer einen „good friend“, der noch bessere Touren anbietet als alle anderen. Zu einer bestimmten Agentur lassen wir uns noch spät nachmittags fahren, kehren aber unverrichteter Dinge wieder zurück, weil wir diese nicht finden und der Mototaxifahrer auch nicht weiß wo diese ist. Ein bisschen genervt von all den „Amigo“-Rufen und den vielen Versprechen der Agenturen beschließen wir, die Suche erst am nächsten Tag fortzusetzen. Dieser beginnt dann so, wie der vorherige aufgehört hat: Bereits direkt vor dem Hostel möchte uns der erste schon eine Tour verchecken. In den Agenturen kennt man uns schon, denn die wissen teilweise genau wann sie uns am Tag zuvor wo gesehen haben und mit wem wir gesprochen haben! Wir versuchen noch einmal die Agentur außerhalb zu finden und tatsächlich weiß der Fahrer wo wir hinmüssen. Es wundert uns nun nicht mehr, dass wir es am Vorabend nicht gefunden haben, denn wir stehen in einer dubiosen Seitenstraße zunächst noch vor dem Haus des Agenturmitarbeiters und kurze Zeit später sitzen wir auf der Couch in seinem Wohnzimmer und er erklärt uns was für eine tolle Dschungeltour uns erwartet wenn wir bei seiner Agentur buchen! Zurück in der Stadt wartet schon der Mototaxifahrer auf uns, der uns 45 Minuten zuvor zu der Wohnzimmeragentur gefahren hat. Auch er kennt natürlich jemanden, dessen Angebot wir uns auf jeden Fall noch anhören sollen. Wir lehnen dankend ab, denn wir müssen erst mal zu Mittag essen. Auch hier bleiben wir nicht ungestört. Der Hammer ist aber, dass wir nach dem Essen, zwei Straßen weiter, wieder von dem Mototaxifahrer abgefangen werden und er dieses Mal sogar schon den Betreiber der Agentur bei sich hat. Wir kommen uns ein wenig beobachtet, wenn nicht sogar verfolgt vor, folgen den beiden aber dennoch ins Büro, bevor sie uns auch noch nachts belästigen. Danach gehen wir zurück ins Hostel und entscheiden in aller Ruhe welches Angebot uns am besten zusagt.
Nachdem wir eine 5-tägige Tour gebucht haben, schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt, kommen an ein paar Häusern vorbei, die zu Iquitos‘ besten Zeiten mal ganz schick und vollständig mit Kacheln versehen waren und fotografieren natürlich das berühmte „Eiserne Haus“, welches von einem gewissen Herrn Eiffel (ja, genau dem) im Jahre 1890 entworfen und in Paris gebaut wurde. Danach wurden die einzelnen Teile per Schiff nach Iquitos gebracht und hier zusammengebaut! Ja, die Stadt war dank Kautschukproduktion mal reich…
Da heute ein Feiertag ist, sind abends in der ganzen Stadt kleine Feste mit einem speziellen Essen. Wir lassen uns mit dem Mototaxi irgendwo hinfahren und landen auf einem Festplatz, der hauptsächlich mit Kinderspielen und -aktivitäten ausgestattet ist, z.B. handbetriebenen Karussellen mit Plastikfiguren. Wir bekommen aber das besagte Essen, was aus gebratenem Reis, einem gekochten Ei und Fleisch besteht, also gar nicht so spektakulär, und probieren noch weitere Leckereien, alles Süßkram und fettig, aber mmmmhhhh! Frisch gestärkt lassen wir uns mit dem Mototaxi zurückfahren und sind froh, dass wir unsere Sonnenbrillen dabei haben, denn der Staub in der Luft verklebt einem ständig die Augen.
Am 22. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für Lima
Über Lima gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Von Huaraz aus fahren wir wieder mal 8 Stunden mit dem Bus durch das Land und kommen knapp über Meereshöhe in Lima an. Den ersten Tag verbringen wir mit Erkundigungen über unsere weitere Reiseroute, davon ca. 1,5 Stunden in einem Reisebüro, welche wir uns locker hätten sparen können. Abends gehen wir nochmal mit Isabelle und Francesco essen, bevor sie am nächsten Tag in die Dominikanische Republik fliegen. Den Abend lassen wir bei Cocktails, Tischkicker und Billard ausklingen.
Am nächsten Tag buchen wir unsere Flüge nach Iquitos im Internet – wir sind gespannt ob das gut geht! Danach erkunden wir ein wenig das Stadtviertel „Miraflores“ und sehen uns den menschenleeren Strand an. Die Sonne haben wir seit Huaraz nicht mehr gesehen, denn es ist hier sehr dunstig um diese Jahreszeit und es nieselt des Öfteren ein wenig, aber die Temperaturen sind angenehm warm.
Unseren letzten Tag hier widmen wir noch ein bisschen der Stadt, schauen uns die wichtigen Kirchen und den Regierungspalast inkl. Wachablösung an, schlendern durch China Town und besuchen eine historische Stätte aus der Prä-Inka-Zeit.
Morgen Vormittag geht unser Flieger in den Dschungel – wenn alles klappt. Wir melden uns also wieder, wenn wir zurück in der Zivilisation sind.
Am 18. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für Santa Cruz Treck Tag 4
Die letzte Nacht ist die kälteste und nasseste von allen. Von unten und von oben dringt Wasser in unser Zelt und macht die Kälte noch unerträglicher. Zum Frühstück gibt es pro Person gerade so noch eine Scheibe Toast mit Marmelade – mehr gibt es nicht mehr! Vielleicht war hier der Kuchen eingeplant?! Etwas genervt machen wir uns auf die letzte Etappe. Schon nach einer Stunde muss ich mein Lunchpaket anbrechen, da ich schon wieder Hunger habe. Wir erreichen die ersten Dörfer und überall kommen uns Kinder entgegengerannt, die nach Keksen und Süßigkeiten fragen. Leider kann man gar nicht so viele Sachen dabeihaben, wie man gerne verteilen würde.
Um 11 Uhr erreichen wir nach einem letzten Aufstieg und dem schon fast vollständig aufgegessenen Lunchpaket das Ziel unseres Trecks! Das Wetter ist wieder so schön und heiß wie zum Start, nur dazwischen war es leider meist bewölkt um die Gipfel herum. Um 12 Uhr startet unser Bus zurück nach Huaraz. Die „Straße“ führt uns über einen Pass auf 4700 Meter und danach über spektakuläre Serpentinen hinab ins Tal. Unterwegs halten wir noch zwei Mal an, um die nun wieder bestens sichtbaren Berge zu fotografieren, darunter auch den Huascarán, den höchsten Berg Perus.
Zurück in Huaraz gehen wir zu unserer Agentur bei der wir den Treck gebucht hatten, um ihnen von den Dingen zu berichten, die nicht in Ordnung waren bzw. schlichtweg gefehlt hatten. Die Ausrüstung entsprach nicht der, die sie uns zuvor gezeigt hatten und versprochene Leistungen wurden gar nicht erbracht. Da unser aller Erfahrung nach dies einfach zu oft vorkommt, hatten wir das Gefühl für die uns nachfolgenden Touristen etwas tun zu müssen. Der Mitarbeiter der Agentur war tatsächlich auch sehr interessiert an unserem Feedback und einsichtig. Er wolle mit dem Chef sprechen und wir sollten doch am Abend nochmal vorbeikommen. Wir gehen also ins Hostel und duschen alle erst mal ausgiebig, bevor es zurück zur Agentur geht. Zu unser aller Überraschung bekommen wir einen Teil unseres Geldes zurück und dürfen uns alle in einem Restaurant noch etwas zu Essen auf ihre Kosten bestellen. Das hätten wir nie gedacht (Vielen Dank Nicolai!) und wir freuen uns nicht nur über das Essen, sondern auch darüber, dass die Agentur ein Einsehen hatte und wir das Gefühl haben, dass die von uns angesprochenen Dinge auch tatsächlich geändert werden – wir hoffen es zumindest. Wir verbringen also noch einen schönen Abend mit Isabelle, Francesco, Nicolai, Eric und Serge (Gaby ist leider krank im Hostel) und feiern bei Schnitzel, Wein und Pisco Sour (Peruanische Cocktailspezialität) die vergangenen vier Tage!
Der Treck war eine ganz neue und eindrucksvolle Erfahrung für uns. Wenn auch die Nächte kalt und die Ausrüstung nicht gerade die beste war, so ließen uns die Erlebnisse tagsüber dies schnell vergessen. Schade war nur, dass uns die Wolken meistens die Sicht auf die ganz hohen Bergspitzen verwehrt haben. Vielleicht haben wir bei unserer nächsten Wanderung mehr Glück.
Am 17. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für Santa Cruz Treck Tag 3
Die zusätzlichen Wärmespender waren durchaus angebracht, denn in der Nacht fängt es an zu schneien und am Morgen finden wir eine dünne Eisschicht auf unserem Zelt. Nach dem Frühstück-Highlight „Pancakes mit einer Karamelcreme“ machen wir uns auf die dritte Tagesetappe. Der Weg geht gleich von Anfang an bergauf, wird immer steiler und führt uns nach ca. 2,5 Stunden auf den höchsten Punkt unserer Wanderung, auf 4750 Meter. Hier überqueren wir den Pass und steigen hinab in ein anderes Tal. Mittlerweile schneit und regnet es wieder und die armen Esel und Pferde rutschen auf den Felsen aus, über die wir ca. 45 Minuten absteigen. Unten angekommen hört es endlich auf zu regnen und so können wir unser Mittagessen im Trockenen zu uns nehmen. Im weiteren Verlauf wechselt das Wetter ständig zwischen warm/schwül und kalt hin und her. Auch die Landschaft ändert sich von mit Gletschern bedeckten Bergen über mit Gras bewachsene Felsen hin zu einem dicht bewachsenen Tal. Eine Stunde vor der Ankunft im letzten Camp fängt es wieder heftig an zu regnen. Dies hält uns aber nicht davon ab, unseren letzten Abend gebührend mit ein paar frisch gekauften und luftgekühlten Bierchen zu feiern. Der Tee wärmt uns ja dann gleich wieder auf 😉
Am 16. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für Santa Cruz Treck Tag 2
Das frühe Schlafen und die ungemütlichen Temperaturen führen dazu, dass wir schon früh wach sind und uns danach sehnen, dass es endlich 6 Uhr ist. Irgendwann ist es dann auch soweit und wir bekommen 2 Tassen Cocatee direkt ans Zelt gebracht. Erleichtert dass die Nacht endlich vorbei ist trinken wir den Tee, schlüpfen in unsere eiskalten Tagesklamotten, packen unsere Sachen zusammen und begeben uns zum Frühstück. Wir trinken so viel heißen Tee wie wir kriegen können und erfahren, dass die Nacht bei den anderen auch nicht besser war. Frisch gestärkt mit einem Omelette und Brötchen machen wir uns auf die zweite Tagesetappe. Diese führt uns wieder durch ein langes Tal. Wir haben schönes Wetter und die Nacht ist schnell vergessen. Wir haben Glück und sehen heute auch ein paar schneebedeckte Berggipfel. Wir laufen immer wieder an einem Back und schönen Seen vorbei – der Anblick der Landschaft ist einfach herrlich. Kurz vor dem Ziel erwartet uns noch ein einstündiger Aufstieg zu einem Aussichtspunkt auf den Berg Alpamayo, wohl einem der schönsten Berge der Welt, allerdings von der anderen Seite gesehen. Von dort aus gibt es noch einen optionalen Weg zum Basislager für die Alpamayo-Besteiger und einem Gletschersee. Die gesamte Gruppe entscheidet sich zum See zu laufen, obwohl der ein oder andere doch schon ziemlich K.O. ist. Aber auch hier wird man wieder für seine Mühen belohnt. Die Wolken verhindern zwar den Blick auf die Berggipfel, aber der Gletscher, der direkt in den See hineinragt, die Farbe des Wassers und die darin schwimmenden Eisblöcke bieten ein tolles Motiv für Bilder. Wir stärken uns alle für den Abstieg zu unserem heutigen Camp auf 4250 Meter Höhe. Es gibt wieder Tee, dieses Mal mit Keksen und zum Abendessen die übliche Suppe und danach zähes Fleisch mit Reis. Nach der Teerunde lassen sich alle noch kleine Flaschen mit heißem Wasser abfüllen, die als Wärmeflaschen fungieren sollen.
Am 15. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für Santa Cruz Treck Tag 1
Es geht los! Wir starten zum Santa Cruz Treck, einer 4-Tagestour durch die Berge der Cordillera Blanca. Wir werden um 6 Uhr abgeholt und gehen wieder in einem Restaurant frühstücken. Die anderen sorgen sogar dafür, dass ich ein paar Stück Kuchen inklusive Geburtstagkerze an den Tisch gebracht bekomme – eine tolle Überraschung! Mein eigentliches Geschenk aber ist, dass wir heute auf eine mehrtägige Bergtour gehen, was ich schon immer mal machen wollte. Nach dem Frühstück geht es mit dem Bus zum Startpunkt der Tour. Mit uns im Bus sitzen noch zwei weitere Schweizer, Andi und Tatjana, Eric aus USA und Serge aus Frankreich. Nachdem die Esel mit der Ausrüstung bepackt sind und vorauslaufen, starten auch wir um 11 Uhr unsere erste Etappe. Die Sonne brennt auf uns herab und es ist richtig heiß. Die Strecke führt uns durch ein langes, tiefes Tal, oftmals an einem Bach entlang. Die Landschaft ist herrlich, aber noch sehen wir die hohen Berge nicht. Gegen Nachmittag wird das Wetter schlechter und die Wolken versperren uns die Sicht auf die ersten Gipfel. Nach ca. 5 Stunden erreichen wir das Lager für die Nacht. Wir freuen uns alle, denn auch unsere Sorgenkinder haben die Strecke bestens gemeistert. Noch ahnen wir alle nichts von der bevorstehenden Nacht…
Bald nach unserer Ankunft bekommen wir literweise Cocatee und zwei große Schüsseln mit frischem Popcorn aufgetischt. Wir stürzen uns auf den Tee, denn mittlerweile ist es schon ganz schön kalt geworden. Wir verlassen unser Essenszelt nur ungern und auch wenn 2-3 Personen das Zelt verlassen wird es gleich merklich kälter. Nach der letzten Runden Tee warten wir sehnsüchtig auf das Abendessen, um uns wieder ein wenig von innen wärmen zu können. Es gibt ein Stück Hühnchen mit Reis, Kartoffeln und wenig Gemüse. Nach dem Essen bringt uns das Team sogar noch einen Kuchen inklusive Kerze, nachdem sie kurz zuvor erfahren hatten, dass heute mein Geburtstag ist. Eine sehr nette Geste, doch der Kuchen sollte uns später noch spürbar fehlen. Ein weiteres Highlight ist der Glühwein, den es noch dazu gibt – das hatte ich noch nie an meinem Geburtstag! Nach einer weiteren Runde Tee begeben sich alle in Ihre Zelte, denn es hat mittlerweile nur noch 3-5 Grad und vom Rumsitzen wird es nicht wärmer. Obwohl es erst kurz nach 20 Uhr ist, liegen alle bereits in ihren Schlafsäcken im Zelt und versuchen zu schlafen. Bei Temperaturen um die Null Grad ist das aber wieder mal nicht so einfach und wir wachen oft auf, es dauert immer eine Weile bis man wieder einschläft und die Nacht ist nicht wirklich erholsam.
Am 14. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für Huaraz
Unsere erste Übernachtbusfahrt bringt uns in 9 Stunden vom Strand in Huanchaco nach Huaraz. Huaraz liegt auf 3100 Meter Höhe an der Cordillera Blanca, einer eindrucksvollen Gebirgskette mit 22 Bergen, die über 6000 Meter hoch sind. Eine solch dichte Ansammlung von Bergen dieser Höhe findet man sonst nur noch im Himalaya. Die Stadt selbst hat außer der tollen Aussicht von unserem Hostel auf die schneebedeckten Berge nicht viel zu bieten, aber sie ist der Startpunkt für die meisten Ausflüge in die Berge.
Wir wollen wieder wandern gehen und treffen beim Frühstück nach unserer Ankunft auf Gleichgesinnte: Isabelle und Francesco aus der Schweiz sind auch gerade angekommen und so machen wir uns zusammen auf die Suche nach einer geeigneten Agentur, was aufgrund des Überangebots gar nicht so einfach ist. Wir hören uns alles an, stellen viele Fragen und nach jeder weiteren Agentur gibt es wieder mehr Fragezeichen. Die Preise für die 4-Tagestour, die wir gerne machen würden, variieren sehr stark und wir sind uns nicht so ganz sicher, wem wir hier was glauben können. Doch wir haben noch ein bisschen Zeit und bevor es losgehen kann, müssen wir erst mal alle fit werden. Nicole und Francesco sind angeschlagen und so suchen wir nachmittags erst mal zusammen eine Klinik, in der die beiden Patienten für unter 10 Euro kompetent untersucht werden. Beide bekommen eine ganze Reihe von Medikamenten verschrieben, die in der hauseigenen Apotheke gleich besorgt werden. Hoffen wir mal, dass beide wieder rechtzeitig fit werden!
Den Samstag verbringen wir mit Ausruhen und weiteren Erkundigungen. Mittlerweile sind noch Nicolai und Gaby aus Deutschland dazu gestoßen, die der Empfehlung von Isabelle und Francesco von Lima her gefolgt sind. Wir legen uns vorläufig auf eine Agentur fest, zwar nicht zu 100% überzeugt, aber wir können eh noch nicht buchen, weil wir uns wegen der Gesundheitszustände noch nicht sicher sind.
Am Sonntag hält Nicole es nicht länger aus mit dem von mir verordneten Ausruhen und so fahren wir mit einem Bus inklusive Einheimischen und ihren ganzen Markteinkäufen einen Pass hinauf, von dem wir eine schöne Aussicht auf die Bergkette haben und zurück nach Huaraz laufen. Der Weg, der nicht immer gut ersichtlich ist und manchmal plötzlich an einem Bauernhof endet, führt uns durch zahlreiche Minidörfchen, die aus 3-10 Häusern bestehen und von mehr Tieren als Menschen bewohnt sind. Die wenigen Menschen die uns begegnen, grüßen uns stets freundlich mit „Hola Gringo“ und „Hola Gringa“, wobei manche fast in Begeisterung ausbrechen und uns noch dazu heftig winken.
Zum Abendessen gibt es für die Jungs eine Spezialität des Landes: Meerschweinchen! Die Herrin des Hauses hatte sich bereiterklärt uns bei der Zubereitung zu helfen und so wurden auf dem Markt zwei Meerschweinchen und weitere Zutaten gekauft und Chefkoch Francesco bereitet die beiden Meerschweinchen in heißem Öl zu. Das Fleisch schmeckt zwar gut, aber es ist nicht so viel dran und es muss mühsam von den vielen Knochen abgenagt werden. Der Aufwand steht nicht gerade in einem optimalen Verhältnis zum Ertrag, aber der Versuch war es auf jeden Fall wert! Nicole hat es nicht probiert und war froh, dass bei anderen Hostelgästen noch etwas Gemüsereis übrig war. Danach trinken wir wieder viel Tee, schauen uns das NBA Spiel an und freuen uns, dass Dirk es endlich geschafft hat!
Am Montag mache ich mich zusammen mit Nicolai, Gaby und Francesco auf zu einem Tagestreck zur Lagune 69. Francesco geht es mittlerweile besser, dafür ist Isabelle nun krank. Die beiden Mädels bleiben also im Hostel und der Rest begibt sich nach einem Frühstück mit dem Bus auf den Weg zum Startpunkt. Nach kurzer Zeit stellt Francesco fest, dass ihm im Frühstücksrestaurant die Kamera geklaut wurde. Er macht sich sofort auf den Rückweg um zu schauen, ob noch etwas zu retten ist. So wandern wir zu dritt zur Lagune 69, eine empfohlene Wanderung zur Gewöhnung an die Höhe. Der Weg führt durch ein schönes Tal und steigt zwischendurch immer mal wieder steil an. Wir nehmen uns aber Zeit und machen viele Fotos. Nachdem wir schon zweimal gedacht hatten, dass die Lagune sich bestimmt hinter dem nächsten Anstieg befindet, kommen wir nach 3 Stunden und 700 Höhenmetern endlich an und sind sofort fasziniert von diesem schönen Anblick. Die türkise Farbe des Wassers, die Berge rundherum und der Gletscher oberhalb des Sees! Es wird sogar noch farbenfroher, als der bewölkte Himmel aufgeht und die Sonne erscheint. Wir genießen die Szene, stärken uns mit Essen und Trinken und machen uns wieder auf den Rückweg. Im Hostel werden wir von den anderen mit frisch gekochtem Essen empfangen – ein Traum für hungrige Wanderer! Wir sitzen gemütlich zusammen, versuchen unsere zwei noch immer kränkelnden Mädels gesund zu reden und hoffen, dass wir morgen endlich den Treck für alle buchen können…
Nach dem fünften oder sechsten Besuch in der Agentur und weiteren Antworten auf unsere Fragen, beschließen wir, den Treck nun zu buchen in der Hoffnung, dass auch die Mädels trotz Angeschlagenheit gut durchkommen. Wir freuen uns alle und verbringen den Rest des Tages mit Besorgungen und Vorbereitungen.
Am 9. Juni 2011 · Kommentare deaktiviert für Grenzübergang Macara, Piura, Trujillo und Huanchaco
Der Grenzübergang nach Peru am frühen Abend war ähnlich problemlos wie der nach Ecuador. Man füllt als erstes selbst und handschriftlich einen kleinen Zettel, der Formularform hat aus. Dort stehen dann in doppelter Ausführung die Personalien, inkl. Ausweisnummer. Einmal für den Grenzbeamten und einmal zum Mitnehmen und Aufbewahren für sich selbst. Das ganze wird dann von zwei unabhängigen Grenzbeamten getrennt voneinander nochmal durchgelesen und abgestempelt. Dauert ca. 10 bis 15 Minuten, wenn niemand vorher dran ist.
Glücklich nach rund neun Stunden Busfahrt kommen wir in Piura an um eine Nacht dort zu schlafen, bis es am nächsten Tag wieder sechs Stunden im Bus nach Trujillo geht. Natürlich sind wir uns des Luxus der letzten drei Tage im idyllischen Vilcabamba bewusst, aber was uns hier erwartet, ist Kontrastprogramm pur. Von außen ein schön erhaltenes Haus im Kolonialstil mit Säulen und großen Fenstern. Von innen erweist es sich jedoch als das mit Abstand schäbigste Hostel was uns bisher auf der Reise begegnet ist. Die Nacht ist kurz, weil wir spät ankommen und morgens um sechs bereits die Kanarienvögel vor unserem Zimmer (das nur offene Fenster mit Fliegengittern hat) den Tag einläuten. Gleichzeitig wetteifern andere Hostelgäste mit den Vögeln um die höhere Gesprächslautstärke. Eine Mukkimaschine steht auch im Vorsaal, die zum Frühsport benutzt wird… Die Weiterfahrt nach Trujillo ist um 9:30 Uhr und wir sind mehr als pünktlich bei der Busgesellschaft.
Unsere Busfahrt führt uns entlang der Wüste im Norden Perus. Wir sind zum einen beeindruckt über das plötzlich veränderte Landschaftsbild, zum anderen aber schockiert über die Straßenränder neben der Autobahn: Müllberge soweit das Auge reicht. Und die Strecke geht 6 Stunden lang durch die Wüste…
In Trujillo schütteln wir die freundlichen Angebote der Taxifahrer ab und finden recht schnell einen kleinen „Colectivo“ Bus, der uns für einen Bruchteil des Preises nach Huanchaco bringt. Ein netter kleiner Ort, der früher Fischerort war und heute ein Surfer-Domizil. Er ist Ausgangspunkt für unsere Unternehmungen und ebenfalls Zwischenstopp bevor es wieder in die hohen Berge geht. Der Strand ist schnell abgelaufen, es gibt einige nette Restaurants und ein paar Souvenirgeschäfte.
Am nächsten Tag besuchen wir die Ruinen von Chan Chan. Der Halbtagesausflug bringt uns auf die Spuren der Prä-Inka Völker. Die Siedlung war um 1300 nach Christus die größte Südamerikas und eine der größten der Welt, die komplett aus Lehm errichtet wurden.
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