San Augustín – Weit weg von überall
Die Busfahrt von Manizales in Richtung Süden nach Popayan ist in zwei Teilstrecken aufgeteilt. Zunächst 5 Stunden nach Cali, anschließend nochmal 3 Stunden bis Popayan. Dieses Mal fahren wir nur in Kleinbussen, die nicht so komfortabel sind wie die Großen. Die Busfahrten sind sehr anstrengend und abends fallen wir todmüde ins Bett, obwohl wir uns eigentlich kaum bewegt haben. Trotzdem möchten wir die Busfahrten nicht missen, da es sehr viel zu sehen und zu entdecken gibt. Da gibt es zum Beispiel zahlreiche Verkäufer, die immer mal wieder an Bord gelassen werden um Getränke und Essen zu verkaufen. Neben dem Busfahrer gibt es noch einen Copiloten, der für das Kassieren und die Werbung zuständig ist. Überall lockt er durch lautes intervallartiges rufen des Zielortes noch mehr Fahrgäste an Bord, auch wenn der Bus schon längst voll ist. Aber an der offenen Türe finden sich auch immer noch zwei Plätze! Der Müll, der einfach aus dem Fenster geschmissen wird, Fahrradfahrer die zu zweit auf einem Fahrrad sitzen und sich an einem Laster den Berg hochziehen lassen. Der vordere hält sich am Laster fest, der hintere lenkt! Absoluter Höhepunkte sind allerdings die zahlreichen Überholmanöver des Busfahrers, der ungeachtet der Überholverbote kurz vor einer Kurve anfängt, drei Laster zu überholen! Es ist kaum zu glauben, aber es hat immer exakt hingehauen, dass der Gegenverkehr genau nach dem Einscheren aufgetaucht ist!
Als ob diese Erlebnisse nicht schon Abenteuer genug wären, mussten wir gleich am nächsten Tag wieder früh raus um einen Bus nach San Augustín zu bekommen. Die Strecke ist etwa 125 Kilometer lang, führt zu 90% über eine Schotter-„Straße“ und dauerte in unserem Fall glücklicherweise nur 5 Stunden, obwohl 6-8 Stunden angegeben waren. Die Strecke wird als eine der schlimmsten Busstrecken in Kolumbien bezeichnet, was unter den Wirbelsäulen sicherlich auf breite Zustimmung stößt. Die Landschaft ist allerdings wieder spektakulär, das Geschehen im Bus nicht minder und den Gegenverkehr, bestehend aus Viehtransportern und zahlreichen Panzern des Militärs, bekommt man so auch nicht oft geboten. Das letzte Stück legen wir wieder mit einem Jeep zurück und fallen am späten Nachmittag ziemlich erschöpft ins Bett.
Am nächsten Tag machen wir endlich wieder ein bisschen Bewegungstherapie und wandern 6 Stunden in der Umgebung herum. Zwischendurch gibt es immer wieder alte Statuen zu betrachten, die wohl von einem ausgestorbenen, kolumbianischen Urvolk hergestellt wurden, um die Gräber ihrer wichtigen Stammesangehörigen zu schmücken. Es gibt viele Theorien rund um diese Figuren, aber bis heute weiß keiner so ganz genau wozu sie dienten und wie alt sie sind. So wahnsinnig spektakulär sehen sie aber gar nicht aus. Für uns boten sie jedenfalls genug Motivation den schlechten, quasi unbeschilderten und steilen Weg nicht zu Pferde (wie von jedem zweiten Bewohner hier angeboten) zurückzulegen, sondern zu Fuß. Noch mehr Erschütterungen hätten unsere Rücken wohl nicht vertragen!
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